Ziel der Notfallpsychologie ist eine psychische erste Hilfe nach einem Extremereignis. Typische Kennzeichen von Extremereignissen sind eine hohe Intensität, ihr plötzliches und unvorhergesehenes Auftreten, das Fehlen von Ausweichmöglichkeiten und das Erleben von Gefahr bzw. akuter Bedrohung.
Häufig sprengen solche Ereignisse den alltäglichen Bezugsrahmen und können eine veränderte Wahrnehmung auslösen. Dazu kann z.B. die Wahrnehmung gehören, dass „Minuten zu Stunden werden“. Die Themenfelder, aus denen sich belastende Ereignisse ergeben können, sind sehr unterschiedlich. Die Wahrnehmung eines solchen Ereignisses als „Extrembelastung“ oder „alltägliche Belastung“ ist subjektiv und oft von weiteren Faktoren wie „Stress“ oder „Belastung vor dem Ereignis“ abhängig.
Die bisherige Erfahrung zeigt, dass es den meisten Betroffenen gelingt, schwierige Situationen gut und gesund zu überstehen!
Gleichzeitig gibt es Betroffene, die von speziellen Hilfen profitieren, damit sie das Erlebte ohne die Entwicklung schwerwiegender psychischer Folgestörungen bewältigen können. Für unnormale Situationen gibt es keine Standardreaktionen und nur bedingt helfen gewohnte Lösungsstrategien. Schnelle professionelle Hilfen kann deshalb wichtig sein. Halten individuelle Belastungssymptome länger als vier Wochen an, wird spätestens eine notfallpsychologische/psychotherapeutische Beratung empfohlen. Dabei muss das Anhalten der Symptome alleine noch kein Anzeichen für das Vorliegen einer psychischen Erkrankung sein. In der Regel sollten die akuten Belastungssymptome aber in den ersten Tagen nach dem Ereignis abklingen.
Das notfallpsychologische Angebot und der Angebotsumfang sind abhängig vom individuellen Unterstützungsbedarf.
Eine erste psychosoziale Unterstützung nach einem Schadensereignis ist in der Regel auf eine begrenzte Dauer von ca. drei Wochen ausgerichtet. Dabei handelt es sich zunächst nicht um ein heilkundliches Angebot. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass es sich bei den auftretenden Symptomen um normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse handelt.
Eine adäquate Akuthilfe kann als Prävention bzw. zur Früherkennung von Belastungsfolgen wirksam sein. Bei anhaltenden Beschwerden erfolgt auf der Grundlage diagnostischer Verfahren eine Einschätzung des weiteren Hilfebedarfs und ggfs. in der Folge eine Behandlung auftretender psychischer Störungen.
Das notfallpsychologische Leistungsangebot steht auch für Institutionen und Betriebe zur Verfügung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt u.a. in der Einsatzkräftenachsorge nach belastenden Einsätzen.